Hallo lieber Briefschreiber oder auch -schreiberin,
ich weiß nicht, wie du heißt, und wo du wohnst. Ich weiß gar nicht, wer du bist, sonst würde ich dich gerne beim Namen nennen.
Im ersten Moment, als ich deinen Brief öffnete, war ich schockiert, verletzt, so richtig getroffen. Es war Abend, und ich war sehr müde. Der Tag war lang, anstrengend aber schön. Am Morgen danach fühlte ich mich ausgeschlafen und ruhig, also innerlich gefasst.
Ja lieber Schreiber oder auch Schreiberin,
du erzählst gar nichts von dir. Du bist ausschließlich dabei anzugreifen, zu meckern. Über dich hast du gar nichts gesagt. Doch deine Worte verraten viel über dich, über deine Gefühle und deine momentane Verfassung. Ich spüre, dass es dir überhaupt nicht gut geht. Auf mich wirkst du wütent, verzweifelt, unzufrieden, enttäuscht, einfach sehr verärgert, voll mit Sorgen und Problemen und doch irgendwie Hilfe suchend. Das tut mir aufrichtig leid.
Ich denke da an eine Zeit zurück, in der ich mich in einer ähnlichen Situation befand. Ich kann mich in dich hineinversetzen, dich verstehen.
Genau vor 10 Jahren bekam ich die Diagnose Burnout begleitet von Hörsturz, Herzrasen, Bluthochdruck, Angstzuständen und Panikattacken, von Bulimie und ständiger Nervosität ganz zu schweigen. Ich verstand das Leben nicht mehr. Mit chronischer Erschöpfung, vollgepackt mit Arbeit bis zum Hals verlor den Boden unter den Füßen.
Mein Mann war gestorben, nach einer schweren Herzoperation nicht mehr aufgewacht, und wenn doch, wäre er hochgradig geistig behindert gewesen. Wir ließen die Maschinen abstellen. Mir blieben 2 wundervolle Kinder, die ihren Papa verloren hatten und ein altes Haus mit viel Garten. Ein großer Berg Schulden und Arbeit über Arbeit wuchsen mir über den Kopf. Schlafen konnte ich nicht mehr. Der Druck war ungeheuerlich und Freude unbekannt. So wollte und konnte ich nicht mehr leben.
Da geschah es.
Mit offenen Händen und mit den Worten “ Was mache ich falsch? Bitte helft mir!“ ging ich in die Klinik. Zu meiner Überraschung erlebte ich dort Geborgenheit und Urvertrauen. Ja so war es.
Bei der ersten Atemmeditation hatte ich auf einmal Glücksgefühle im Herzen, sogar Frieden und innere Ruhe, wow. Es war wie ein Wunder. Ich wollte es gar nicht mehr hergeben. So etwas hatte ich seit einer Ewigkeit nicht gespürt. Schlagartig war mir klar, dass alles Glück der Welt nur von innen kommen kann. Ich fühlte mich Zuhause in mir selbst. Und beim Ausfüllen eines endlos langen Fragebogens erkannte ich, dass die Ursache, die Wurzel für mein ständiges Unglücklich sein in der Kindheit lag. Es war mein Elternhaus, mein Vater.
Doch von jetzt an lag das Glück in meinen Händen. Ich war verantwortlich dafür. Niemand hatte Schuld, weder meine Mutter, noch mein Vater. Beide hatten ihr Bestes gegeben.
Mein Leben wandelte sich. Die Essstörung war schnell geheilt. Unmittelbar faßte ich den Entschluss mich mit der Atmung ganz zu heilen und dann anderen zu helfen. Von dieser Idee war ich nicht mehr abzubringen.
Unaufhörlich steigt die Zahl psychischer Erkrankungen. Und der Unfrieden wächst weltweit. Ich beobachte einfach. Die täglichen Nachrichten erwähne ich gar nicht erst.
Jeder Mensch ist einzigartig und geht einzigartige Wege auf der Suche nach Liebe, Glück und Frieden, auf der Suche nach sich selbst. Es ist der Weg nach innen. Auch du lieber Schreiber trägst diesen Schatz in dir. Er verbindet dich mit dir selbst und mit anderen ganz natürlich über die Atmung. Wir sind Natur wie die Bäume, wie die Blume, wie die Tiere.
Berühre ich das Schöne in der Natur, spüre ich das Schöne in mir selbst, heile und bin in der Lage Leid und Elend in mir selbst und in meiner Umwelt würdevoll zu tragen, ohne selber zu leiden. Natürlich setze ich Grenzen. Ich meckere nicht, ich jammere nicht. Ich bleibe in Frieden mit dem was ist.
Vielleicht helfen dir meine Worte ein wenig. Ich würde mich sehr freuen.
Mögest du deine Wege gehen und glücklich sein mitten im Leid.
Das wünsche ich dir von Herzen.
Liebe Grüße
Carola Catoni
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