Wut und Achtsamkeit

Nachtrag zur Nachricht aus dem Irgendwo

Lieber Unbekannter oder liebe Unbekannte,

in meinen gestrigen Zeilen habe ich vergessen eine wichtige Kleinigkeit zu erwähnen. Ich habe sie in mir selbst übersehen. Ich habe sie verdrängt. Ich wollte sie nicht spüren. Sie tat weh.
Neben den bereits genannten Emotionen hattest du auch Wut in mir ausgelöst. Deine Worte waren brutal und sehr verletzend. Du hattest die Samen der Wut, die in jedem von uns tief im Speicherbewusstwein angelegt sind, in mir berührt, gegossen und gedüngt wie mit einer Gießkanne. Ich war nicht achtsam genug. Die Wut ist gewachsen, wie Blumen, die man gießt. Auf einmal war sie im Körper zu spüren. Das war sehr unangenehm.
Gott sei Dank haben wir auch die Samen der Liebe, des Mitgefühls, des tiefen Verstehens und die der Freude in uns……..die Samen der Achtsamkeit!
Beide, Wut und Achtsamkeit sind Energien.

Wenn du spürst, dass die Wut aufsteigt, kannst du mit bewusster Atmung die Energie der Achtsamkeit aktivieren. Je stärker und länger du das tust, desto liebevoller kümmert sich die eine Energie um die andere, wie eine Mutter, die sich um ihr schreiendes Baby kümmert.
Die Achtsamkeit umarmt die Wut, solange bis sie sich beruhigt hat. Atmest du weiter achtsam, wirst du nach einer Weile den Grund für das Schreien des Babys herausfinden und auch herausfinden, dass die Wurzel der Wut in dir selbst liegt und nicht bei anderen.

Wenn dich meine Seite anspricht, die du seit Monaten verfolgst, wenn das Atmen und Sein etwas Heilsames für dich sein könnte, dann fange an zu üben, fange an mit dem Achtsamkeitstraining, fange an mit der bewussten Atmung. Warte nicht bis morgen! Beginne jetzt, da wo du gerade bist, egal was du tust, egal wie du dich fühlst, atme einfach! Beobachte deine Atmung, einatmend und ausatmend! Beobachte sie wie einen Freund, der immer für dich da ist, ohne sie verändern zu wollen, ohne Gewalt!

Probiere es aus! Ich übe seit 10 Jahren. Nur Geduld! Auch Rückschritte gehören dazu. Jeder Rückschritt wird zum Fortschritt. Nur wenn du etwas veränderst in deinem Leben, wird sich dein Leben verändern.

Viel Glück auf deinen Wegen!

Carola Catoni

Nachricht aus dem Irgendwo

Hallo lieber Briefschreiber oder auch -schreiberin,

ich weiß nicht, wie du heißt, und wo du wohnst. Ich weiß gar nicht, wer du bist, sonst würde ich dich gerne beim Namen nennen.
Im ersten Moment, als ich deinen Brief öffnete, war ich schockiert, verletzt, so richtig getroffen. Es war Abend, und ich war sehr müde. Der Tag war lang, anstrengend aber schön. Am Morgen danach fühlte ich mich ausgeschlafen und ruhig, also innerlich gefasst.

Ja lieber Schreiber oder auch Schreiberin,
du erzählst gar nichts von dir. Du bist ausschließlich dabei anzugreifen, zu meckern. Über dich hast du gar nichts gesagt. Doch deine Worte verraten viel über dich, über deine Gefühle und deine momentane Verfassung. Ich spüre, dass es dir überhaupt nicht gut geht. Auf mich wirkst du wütent, verzweifelt, unzufrieden, enttäuscht, einfach sehr verärgert, voll mit Sorgen und Problemen und doch irgendwie Hilfe suchend. Das tut mir aufrichtig leid.

Ich denke da an eine Zeit zurück, in der ich mich in einer ähnlichen Situation befand. Ich kann mich in dich hineinversetzen, dich verstehen.
Genau vor 10 Jahren bekam ich die Diagnose Burnout begleitet von Hörsturz, Herzrasen, Bluthochdruck, Angstzuständen und Panikattacken, von Bulimie und ständiger Nervosität ganz zu schweigen. Ich verstand das Leben nicht mehr. Mit chronischer Erschöpfung, vollgepackt mit Arbeit bis zum Hals verlor den Boden unter den Füßen.
Mein Mann war gestorben, nach einer schweren Herzoperation nicht mehr aufgewacht, und wenn doch, wäre er hochgradig geistig behindert gewesen. Wir ließen die Maschinen abstellen. Mir blieben 2 wundervolle Kinder, die ihren Papa verloren hatten und ein altes Haus mit viel Garten. Ein großer Berg Schulden und Arbeit über Arbeit wuchsen mir über den Kopf. Schlafen konnte ich nicht mehr. Der Druck war ungeheuerlich und Freude unbekannt. So wollte und konnte ich nicht mehr leben.

Da geschah es.
Mit offenen Händen und mit den Worten “ Was mache ich falsch? Bitte helft mir!“ ging ich in die Klinik. Zu meiner Überraschung erlebte ich dort Geborgenheit und Urvertrauen. Ja so war es.
Bei der ersten Atemmeditation hatte ich auf einmal Glücksgefühle im Herzen, sogar Frieden und innere Ruhe, wow. Es war wie ein Wunder. Ich wollte es gar nicht mehr hergeben. So etwas hatte ich seit einer Ewigkeit nicht gespürt. Schlagartig war mir klar, dass alles Glück der Welt nur von innen kommen kann. Ich fühlte mich Zuhause in mir selbst. Und beim Ausfüllen eines endlos langen Fragebogens erkannte ich, dass die Ursache, die Wurzel für mein ständiges Unglücklich sein in der Kindheit lag. Es war mein Elternhaus, mein Vater.

Doch von jetzt an lag das Glück in meinen Händen. Ich war verantwortlich dafür. Niemand hatte Schuld, weder meine Mutter, noch mein Vater. Beide hatten ihr Bestes gegeben.
Mein Leben wandelte sich. Die Essstörung war schnell geheilt. Unmittelbar faßte ich den Entschluss mich mit der Atmung ganz zu heilen und dann anderen zu helfen. Von dieser Idee war ich nicht mehr abzubringen.

Unaufhörlich steigt die Zahl psychischer Erkrankungen. Und der Unfrieden wächst weltweit. Ich beobachte einfach. Die täglichen Nachrichten erwähne ich gar nicht erst.

Jeder Mensch ist einzigartig und geht einzigartige Wege auf der Suche nach Liebe, Glück und Frieden, auf der Suche nach sich selbst. Es ist der Weg nach innen. Auch du lieber Schreiber trägst diesen Schatz in dir. Er verbindet dich mit dir selbst und mit anderen ganz natürlich über die Atmung. Wir sind Natur wie die Bäume, wie die Blume, wie die Tiere.
Berühre ich das Schöne in der Natur, spüre ich das Schöne in mir selbst, heile und bin in der Lage Leid und Elend in mir selbst und in meiner Umwelt würdevoll zu tragen, ohne selber zu leiden. Natürlich setze ich Grenzen. Ich meckere nicht, ich jammere nicht. Ich bleibe in Frieden mit dem was ist.

Vielleicht helfen dir meine Worte ein wenig. Ich würde mich sehr freuen.
Mögest du deine Wege gehen und glücklich sein mitten im Leid.
Das wünsche ich dir von Herzen.

Liebe Grüße

Carola Catoni

Julimorgen

(beim Zeitungen austragen)

Still nur der Fahrtwind kühlt

Heiß und grau der Asphalt, reichen Blumen
veilchenblau einfach die Hand
Und da ganz gelb ein Blütenmeer gen Himmel zeigt

Schweren Schrittes die Sonne brennt

Der Mann von nebenan
führt eilig seinen Hund hinaus
Am Eck schenkt Schatten knorriges Geäst

Gras trocken hochgewachsen klagt
aufrichtig in Seelenruh‘
Der Kranke im Vorbeigeh’n lacht

Am Waldesrand der Garten tanzt
Doch die Gärtnerin das Herbstlaub plagt
Lila dankt der dicke Busch
Rostbraun scheint der Ofen vor der Tür

Spielerisch unter hohen Bäumen
schweigt bunt der Ball
Liebenswürdig winkt die Frau von gegenüber

Die Temperatur steigt
Sogar der Schatten
still im Lichte schmilzt

Wahrhaft märchenhaft der Horizont
Blümchen flüstern weise und
weit das Blütenmeer gen Himmel weist

Es ist, so gnadenlos die Sonne brennt
einfach schön zu sein

Zuhaus‘ die Zeremonie des Tees
fällt heute aus

Begegnungen

(Es ist Sonntag, Chaos weltweit, unerträglich scheint die Hitze)

Auf grüner Wies‘ alt und grau
Kanonen ehrwürdig für Frieden steh’n

Glocken läuten väterlich in Glanz
Gnadenlos Männer äußerst mächtig
Erobern die Welt
Da im Dorf die Musi‘ spielt

Stille! Es ist, wie es ist

Der Vogel pfeift
Hummeln summen
Dunkler Wald umarmt
Die braune Kippe in Asphalt sich bettet
Kühler Schatten auf der Haut
Pusteblumen lächeln

Suchend fragt der alte Mann
Einfach nur warum…warum…warum
Sanft in Erdbeereis blüht auf
Augenblick für Augenblick
Das Himmelreich

Der Wind steht still
Sommerlich die Sonne brennt
Gelbe Kirschen hängen hoch
Der Hund am Zaun schaut auf

Glücksgefühl
Die Witwe treu unentwegt an ihre Kinder denkt

Die junge Mutter aufgebracht
Dichtes Grün fängt zärtlich Tränen auf
Gelbe Blumen lieblich sich zum Lichte dreh’n

Auf grüner Wies‘ alt und grau
Kanonen ehrwürdig für Frieden steh’n

Kinderleicht


(aufgewacht mit Kopfweh)

Morgenduft
Ein Tanz ins Himmelreich

Grünes Gras noch müd’ im Lichte glänzt.
Bienen summen sorglos. Horch!

Wolken zieh’n. Ein Hauch Glückseligkeit!

Märchenhaft die Wiese lacht.
Ein Liebeslied!
Die Amsel singt am kahlen Ast.
Da! Weich und sanft
Dunkler Schatten dankt.

Staunen!
Still!

Ein Tanz ins Himmelreich
Kinderleicht

Novemberwelt, Nebelwelt

(Gedanken an Donald Trump in den letzten Tagen seiner Amtszeit)

Herbst, Zeit zum Loszulassen

Still, nächtlich hell leuchtet die Welt
Sanft legt sich der Herbst allmählich ganz zur Ruh

Dort knorrig am kahlen Ast
scheint einsam das braune Blatt

Stimmen verstummen
Wie lang es sich hält?

Der Herbstwind weht
Wann und wie es wohl fällt?

Schweigsam singt eisig der Winterwind
wartend auf den ersten Schnee

Herbst, Zeit zum Loslassen